Archiv der Kategorie: Lesereckke Jul 2017

KI (2) : „HAL“ und „Hänschen Klein“ im sonntäglichen „Tatort“

Leo: Wow! Mit Erstaunen gesehen: „HAL“, die Wiederholung (Erstsendung 2016) des 19. Tatorts aus Stuttgart mit den Kommissaren Richy Müller und Felix Klare:
Nach dem Tatort-Intro startet der Film mit einem Mädchen, das durch einen Wald läuft und dann eine im Neckar treibende Leiche entdeckt. Untermalt wird die Szenerie von einer gepfiffenen „Hänschen klein“ Melodie.  Wer den Text des alten Kinderliedes nicht mehr drauf hat:

Hänschen klein ging allein
in die weite Welt hinein.
Stock und Hut stehn ihm gut,
ist gar wohlgemut.
Aber Mutter weinet sehr,
hat ja nun kein Hänschen mehr.
Da besinnt sich das Kind,
läuft nach Haus geschwind.

Die Tatort-Mordstory war beherrscht von vielen Themen aus unserer Schönen Neuen Welt: Überwachung, Gesichtserkennung, Computerisierung, Künstliche Intelligenz, Deep Learning, Predective Policing und letztendlich Singularität, d.h. eine KI, die sich zu höherer Intelligenzstufe entwickelt und ein Eigenleben beginnt; sein Schöpfer, der Mensch, beherrscht sein Geschöpf nicht mehr, ja wird von dieser KI ausgeschaltet.

Der Filmtitel „HAL“ ist eine Reminiszenz an den legendären SF-Film „2001 – Odyssee im Weltraum“ von Stanley Kubrick aus dem Jahre 1968. (HAL ist eine Verschlüsselung des Namens der  Computerfirma IBM – = alphabetisch ein Buchstabe zurück).

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HAL, das war der Name des Supercomputers in Kubricks Film, der sich gegen die Raumfahrer stellt und sie tötet. Nur unter großer Anstrengung und vielen Tricks gelingt es dem Filmhelden Bowman den Computer in seinen höheren Funktionen abzuschalten.

Und während seiner Deaktivierung singt der Bordcomputer HAL 9000 in der deutschen Synchronisation „Hänschen klein„.
Dieses Kinderlied war auch mutmaßlich das erste Lied, das von einem Computer – dem Zuse Z22 – gespielt wurde (Wikipedia).

2001_2Der Film wird von vielen als bester SF-Film aller Zeiten angesehen. (ich schließe mich dem Urteil an), Wer ihn noch nicht kennt, unbedingt nachholen!

Grundlage des Films ist der Roman von Arthur C. Clarke, einem der ganz großen SF-Schreiber und wissenschaftlichem Visionär, der z. B. bereits in den 70er Jahren recht genau das Internet beschrieb (siehe Video auf Wikipedia).

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Ja, und Niki Stein, der Tatort-Regisseur transponierte mutig den Stoff aus dem Filmjahr 1968 ins Jahr 2017 (gedreht und erstmals ausgestrahlt in 2016, habe ich in 2016 leider nicht gesehen).

Künstliche Intelligenz mit all seinen Unterthemen wie z.B.
BIG DATA

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oder Mustererkennung

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ist im deutschen Unterhaltungsfernsehen angekommen. Wer den Tatort 2016 versäumt hat – wie ich –  und auch jetzt 2017, der sollte ihn sich in der Mediathek der ARD ansehen, es lohnt sich. Selten so einen guten Tatort gesehen, der so zum Nachdenken und zur Diskussion anregt.

KI (1) : 30.000.000.000.000 Rechenvorgänge in einer Sekunde

„Der deutsche Autozulieferer ZF, die Zahnradfabrik in Friedrichshafen am Bodensee, macht Tempo mit einem künstlichen Gehirn. Das ist nicht nur für autonome Fahrzeuge gedacht… “
(FAZ, 29.7.2017)

mehr Lesen? weiterführende links: FAZ online

Leo: Unglaublich, kaum ist man eine Woche weg und macht ein kleines Päuschen in Sachen Blog-Schreiben, so wird man überwältigt von der Fülle neuer Meldungen mit themenrelevanten Nachrichten, sodass die notwendige Auswahl und Reduktion schwer fällt. Diesen empfehlenswerten Artikel der FAZ habe ich ausgewählt, da er erneut die Geschwindigkeit der Entwicklung von selbstfahrenden Autos und der dabei eingesetzten Künstlichen Intelligenz verdeutlicht. Und ausgerechnet die Zahnradfabrik, die für mich immer die beispielhafte Firma war, die für Mittelstand und Mechanik stand, entpuppt sich hier als Vorreiter für die Moderne in Sachen Künstliche Intelligenz und Zukunftstechnik. Bereits im Januar 2017 hatte sich ZF zur Verfolgung dieser Ziele mit der kalifornischen Firma NVIDIA zusammengetan. Diese Pressemeldung war mir damals entgangen.

Schöne Neue Welt* Ein halbes Jahr „Filter Lesung“

Leo: Die von mir bereits beim letzten Quartalsresümee festgestellte Zunahme der medialen Berichterstattung und Begleitung unserer Schönen Neuen Welt – Themen hat sich fortgesetzt, ja im erwarteten Maße gesteigert. Die Fülle an aktuellen Nachrichten im Fernsehen, der Print- und Online-Presse und Buch-Neuerscheinungen erschwert auch mir das Bloggen. Es ist einfach die Qual der Wahl unter Beibehaltung meines Vorsatzes, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Dennoch gibt es einige, die den anrollenden technischen Tsunami nicht zur Kenntnis nehmen oder Gewicht und Bedeutung unterschätzen, verdrängen und kleinreden. Und es passiert auch eines, was bei selbst tiefgreifenden Umwälzung stets festzustellen ist: wir gewöhnen uns viel zu schnell an das Neue, nehmen es in unseren Alltag auf und damit rückt es wieder aus unserem Focus. Das ist einerseits gut und in vielen Situationen lebensnotwendig, wenn wir nicht dauerhaft in Angst und Schock verhalten wollen. Andererseits gibt es unter unseren Themen welche, die eine konkrete Auseinandersetzung mit ihnen erfordern, da sie die Zukunft unserer Spezies so tiefgehend betreffen, ja zum Teil bedrohen, wie nie zuvor. Vielfach sind Diskussionen zu führen, Vorbereitungen zu treffen und neuartige Lösungen/ Kontrollmechanismen zu entwickeln. Wie wollen wir unsere Zukunft gestalten? Wie unsere Gestaltungsmacht erhalten? Wie wollen wir leben?

Dass ich mit meinem Blog und seinen Themen richtig liege und zum rechten Zeitpunkt begonnen habe, zeigt beispielhaft neben vielen, unzähligen verwandten Blogs auch das Magazin „Spektrum der Wissenschaft“ auf seiner Online-Seite: fast zeitgleich mit Endspiel Filter Lesung startete zu Beginn des Jahres Spektrum.de mit einer neuen wöchentlichen Kolumne (von Adrian Lobe):
Digitalisierung, Ki und Robotik – Lobes Digitalfabrik. Der erste Artikel erschien am 17.1.2017.
Den aktuellen Beitrag dieser Woche halte ich für so gewichtig, dass ich ihm auch einen Beitrag widme: Algorithmen in der Justiz.

Wie erwartet, nehmen die Publikationen und Medienbeiträge zu den Blog- Themen einen immer breiteren Raum ein. Offline, online, national, international.
Allein, wenn man auf der Internetseite des Wissenschaftsmagazins Spektrum der Wissenschaft (Spektrum.de) sich umsieht, springt die starke Gewichtung der digitalen Themen deutlich ins Auge: aktuelles Angebot Digitalpaket Digitales Zeitalter.

John McCarthy einer der großen Pioniere der Künstlichen Intelligenz-Forschung hat sich einmal fast etwas verärgert geäußert: „Sobald etwas funktioniert, nennt es keiner mehr KI“. Und das scheint auch heute noch zu gelten. Allzu leicht stumpfen wir ab, zu schnell gewöhnen wir uns an Realisiertes, was wir bis vor kurzem noch als Wunder oder Unmögliches galt.

Wir sollten uns die Fähigkeit zum Wundern bewahren.

„Es gibt kein Wunder für den, der sich nicht wundern kann“
(Marie von Ebner-Eschenbach, 1830-196)

Leonardo

P.S.:  Ein Zitat von einem Zitat:
O Wunder!
Was gibts für herrliche Geschöpfe hier!
Wie schön der Mensch ist! *Schöne neue Welt,
Die solche Bürger trägt!
 
„O, wonder! 
How many goodly creatures are there here! 
How beauteous mankind is! O brave new world, 
that has such people in’t!“ 
 
(aus Aldous Huxley: „Schöne neue Welt“ / „Brave New World“, Kap. 8,
dort wird dies zitiert; Ursprung: Shakespeare: „Der Sturm / The Tempest, 5. Akt, Ferdinand und Miranda spielen Schach(!), Miranda spricht diese berühmten Zeilen!)
Ein weiterer Grund für meine neu entfachte Shakespeare-Begeisterung.
William Shakespeare, The Tempest, First Folio (1623).
(Quelle: wikipedia)

True or false? That is the question. Fake-News allerorten.

Leo:

Die Flut der Nachrichten und Informationen in der realen und virtuellen Welt lässt die Grenze zwischen Wahrheit und Fälschung im wahrsten Sinn des Wortes verschwimmen. Die meisten von uns sehnen sich nach dem Wahren, Echten. Viele lassen aber nur Falsches an sich ran, weil es interessanter oder attraktiver ist und ihrer eigenen eingeschränkten Fake-Blasenwelt entspricht. Dies wiederum rief und ruft clevere Geschäftemacher auf die Internetspielwiese, die Fake-News erfinden, produzieren und lukrativ vertreiben.

True or false? Immer heftiger und schmerzhafter stellt sich diese Frage für die Nachdenklichen. Dieses schicksalbefragende Führen eines inneren Monologes ist jedoch kein Zug unserer modernen Zeit:

To be or not to be, that is the question:
Whether ‚tis nobler in the mind to suffer
The slings and arrows of outrageous fortune,
Or to take arms against a sea of troubles,
And by opposing end them.

Sein, oder nicht sein, das ist die Frage:
Ob’s mehr uns adelt wohl im Geist, die Pfeile
Und Schleudern wüsten Schicksals stumm zu dulden,
Oder das Schwert zu ziehn gegen ein Meer der Plagen
Und im Anrennen enden:
(Shakespeare, The Tragody of Hamlet, Prince of Denmark, III. Akt, 1. Szene)

Quizenthusiasten können ihre Entscheidungsfähigkeit zwischen Wahr und Falsch hier, auf der website von Merriam-Webster auf spielerische Art trainieren.

Denen, die konkrete Hilfestellung bei der Wahrheitsfindung suchen, seien die mittlerweile zahlreichen websites empfohlen, die Faktencheck betreiben und die Fakes entlarven. Eine der ältesten ist die Seite SNOPES
Oder die EU-Seite gegen Desinformation

Präsident Trump repräsentiert selbst oft eine Quelle für Fake News oder tituliert manche Geschehnisse als solche. Niederschmetternd seine Haltung zu einer der bedrohlichsten Entwicklung unserer Geschichte, der Globalen Erwärmung und der drohenden Klimakatastrophe. Er glaubt nicht daran und hält sie für eine Erfindung der Chinesen (Spiegel).
Im wäre zu empfehlen, sich doch mal die Seite seiner NASA anzuschauen, auf der sehr demonstrativ diese bedrückende Entwicklung verdeutlicht wird: NASA Climate Change

Beim Schreiben dieses Artikels stieß ich gerade auf die aktuelle Meldung der FAZ, in der von einem Fake-Video berichtet wird, das Trump heute auf Twitter veröffentlicht hat. Die Schlacht zwischen Trump und den Medien, insbesondere dem von ihm verhassten CNN erreicht damit eine neue Dimension.

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Mir fällt dazu nichts mehr ein.
In der kommenden Woche ist er in unserer schönen Stadt Hamburg.
Wer einen Twitter-Account hat, sollte sich als Follower bei Trumps Account einschreiben, er hat mittlerweile über 30 Millionen; der Unterhaltungswert ist ungeheuer.

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Mehr resignativ Eingestellte sollten sich vielleicht anstelle des Zitates „To be or not to be?“ vom  Zitat der Fab Four trösten lassen „Let it be„:

When I find myself in times of trouble
Mother Mary comes to me
Speaking words of wisdom
Let it be

And in my hour of darkness
She is standing right in front of me
Speaking words of wisdom
Let it be

Let it be, let it be
(Ooh)
A-let it be, let it be
(Ooh-ooh)
Whisper words of wisdom
(Ooh-ooh)
Let it be
(Ooh ooh-ooh-ooh)

And when the broken-hearted people
Living in the world agree
There will be an answer
Let it be

For though they may be parted
There is still a chance that they will see
There will be an answer
Let it be

Let it be, let it be
A-let it be, let it be
Yeah, there will be an answer
Let it be

Let it be, let it be
A-let it be, let it be
Whisper words of wisdom
Let it be

Let it be, let it be
A-let it be, yeah, let it be
Whisper words of wisdom
Let it be

And when the night is cloudy
There is still a light that shines on me
Shine until tomorrow
Let it be

I wake up to the sound of music
Mother Mary comes to me
Speaking words of wisdom
Let it be-e

Yeah, let it be, let it be
Let it be, yeah, let it be
Oh, there will be an answer
Let it be-e

Let it be, let it be
Let it be, yeah, let it be
Oh, there will be an answer
Let it be

Let it be, let it be
A-let it be, yeah, let it be
Whisper words of wisdom
Let it be


(auf einen link zu YouTube mit dem dort mehrfach vertretenem Beatles Song habe ich verzichtet, da völlig unklar ist, welcher der angebotenen Songs überhaupt das „Original“ von Paul McCartney wiedergibt. Zu viele „fremde“ Interpreten werden eingeschmuggelt; an manchen Stellen macht YouTube/Google klar, dass sie die Tonspur hochgeladener Dateien gelöscht haben, da Rechteverletzungen vorliegen.
…also, da lege ich doch lieber meine alte LP aus dem Jahre 1969 auf meinen analogen Plattenteller; da bin ich mir sicher, dass Paul singt). 

WIRD SCHON ALLES GUT WERDEN.

Leonardo

PIQD gegen die Informationsflut

Leo:

Von vielen Lesern weiss ich, dass sie gegen die tägliche Informationsflut kämpfen; viele haben ihr persönliches Konzept entwickelt, um den Nachrichtenmassen beizukommen. Mehr oder weniger mit Erfolg.

Seit Beginn des Jahres biete ich meinen Blog „Endspiel: Filter Lesung“ an, um bei der Bewältigung der exponentiell wachsenden Informationsflut ein wenig zu helfen. Dabei konzentriere ich mich inhaltlich auf die auch mich stark bewegenden Schlüsselthemen unserer Schönen Neuen Welt und Entwicklungen, Bewegungen zur technischen Singularität.

Diese Woche wurde ich auf eine interessante website aufmerksam, die ein individuell einstellbares Nachrichten- und Informations- Online-Magazin anbietet:

PIQD

Die Zielrichtung ist sicher nicht neu und es gab schon einige Versuche der individuellen Zeitungen in der Vergangenheit. Google hat sein Projekt vor Jahren eingestellt.
Was Piqd hervorhebt, ist sein Anspruch auf hochwertigen Journalismus. Es wird nicht einfach eine automatisierte Linkssammlung zusammengestellt, sondern qualifizierte Schreiber und Fachleute bringen kuratierte Meldungen in die breit gestreuten Informationskanäle, die man abonnieren kann. Ein Online-Journalismus-Filter vom Feinsten.
Meines Erachtens ein guter Ansatz, um einem großen Alltagsproblem unserer Tage entgegenzuwirken: Hoher Zeitaufwand, um die Informationen, die interessieren,  im Internetmeer selbst herauszufiltern.
Ich empfehle, sich die Seite mal näher anzuschauen, ich denke, es lohnt.
Neben einem kostenfreien Probier-Account wird auch ein kostenpflichtiges Abonnement angeboten. Die Kosten betragen 3 € pro Monat bzw. 30 € im Jahr. Für eine Interessen-personalisierte „(Tages-) Zeitung“ ein vertretbarer Preis bei den gebotenen Leistungen.

Ich werde jedenfalls PIQD mal ausprobieren.

Leonardo